Mittwoch, 31. Oktober 2012

Ab aufs Boot






Wieder zu Hause angekommen musste ich erstmal festsetellen, dass einer meiner Reifen den Rückweg nicht überlebt hat. Ich dachte anfangs nur, ach du scheiße. Musste dann aber sofort an Fredi und Ulli denken, die zu mir sagten: "und du wirst auch noch in die Situation kommen, dass ein Reifen platzt, aber auch das wirst du meistern". Ja und das habe ich! Am nächsten Tag zeigte mir Andrew nämlich als erstes, wie man einen Reifen von so nem großen Auto wechselt und wie man ihn auch wieder flickt. Das Wechseln musste ich ganz alleine machen, damit ich fürs nächste Mal bescheid weiß. Außerdem erklärte er mir mein Auto im Detail. Lou reparierte im gleichen Atemzug noch mein Radio, so dass alles wieder Chicko ist und ich meine CD wieder habe :) Nach diesem "Schock" machten wir am Nachmittag das kleine Boot startklar und gingen fischen.Hierbei sah ich das erste mal wilden Thunfisch und Makrelen. Andrew fing welche, diese wurden zum Abendessen gleich frisch verspeist. Ein Genuss für den Gaumen!! Von einem Sponsor hat Andrew noch ein größeres Boot geschenkt bekommen. Mit diesem fuhren wir auch öfter zum Fischen raus. Einfach nur traumhaft. Ich genieße dieses Leben in vollen Zügen. Jeden Tag essen wir mindestens einmal Fisch und Reis. Meistens koche ich, da meine Mitbewohner bemerkt haben, dass ich gerne koche und, dass es zudem auch schmeckt :) Außerdem backe ich täglich frisches Brot. Probiere dabei die verschiedensten Varianten aus und mache mich damit seeehr beliebt. Mit allen verstehe ich mich bestens und mein Englisch wird von Tag zu Tag besser. Ich würde mir jetzt sogar zutrauen einen englisch-sprachigen Master in Deutschland zu studieren. Alexis ist sehr daran interssiert deutsch zu lernen und ich bringe ihr immer ein paar Worte bei. Im Gegenzug verbessert sie mich in meiner englischen Aussprache bzw in meiner Gramatik. Mein Gehirn hat auch schon umgeschaltet. Wenn ich spreche, dann übersetze ich nicht mehr im Vorfeld meinen Satz, sondern spreche einfach drauf los. Ebenso, wenn ich die Anderen reden höre, verstehe ich es, ohne großartig in Gedanken übersetzen zu müssen. Wie dem auch sei, in der nächsten Woche muss ich wieder nach Broome und zwei neue Volunteere abholen, eventuell ist Sarah dann ja noch in Broome und ich sehe sie wieder :) Im übrigen habe ich meinen Schlafplatz gewechselt.Ich schlafe jetzt in meinem Zelt nah an einer Klippe. Wenn ich in meinem Zelt liege, einen Eintrag für meinen Blog schreibe, kann ich im Hintergrund hören, wie die Wellen rauschen, die Grillen zirben, die Gekkos quitschen, die Frösche quaken, die Moskitos summen und wie die Wale aus ihrem Blasloch Wasser ausstoßen. Der blöde Hahn ist am Morgen auch noch in abgeschwächter Form zu hören, aber ich habe mich schon langsam daran gewöhnt. Für die nächsten Tage habe ich geplant, den Strand zu erkunden und die Abgeschiedenheit zu genießen.

Die Arbeit beginnt



Die Tage nehmen hier so ihren Lauf. Das Pärchen von der Ostküste verabschiedete sich nach einigen Tagen von uns um ihre Reise durch Australien fortzusetzen. Ich konnte noch ein paar Tage länger mit zur Walbeobachtung gehen. Doch dann hieß es, ran an die Schaufel. Andrew hatte neue Wasserleitungen gelegt, diese mussten jetzt wieder mit Sand bedeckt werden. Nur schön, dass dieser Sand richtig hart ist. Damit die Nächsten, die wieder an diese Leitung wollen, eine leichtere Arbeit haben, galt es als erstes die harten brocken zu beseitigen,
weichen Sand zu holen um diesen anschließend als Füllmittel zu benutzen. An einem anderen Tag fuhren wir in den Busch und sammelten Feuerholz. Andrew ging vor und zerlegte die Bäume und ich sammelte die Stämme auf. Man war ich dreckig danach. Das hab ich erst realisiert, als jemand von mir ein Foto machte und ich mir dieses anschaute. Die Arbeit beginnt hier so früh wie möglich, da es am Mittag zu heiß ist zu arbeiten. Zwischen 12Uhr und 15 Uhr liegt alles still, bevor es dann am Nachmittag nocheinmal weiter geht. Der nächste Job, der für mich anstand, handelte davon,zurück nach Broome zu fahren, dort eine Kunstausstellung zu besuchen und für die Community groß einzukaufen. Andrew, Jill und Alexis begleiteten mich auf diesem Weg und halfen mir beim Einkauf. Naja Andrew nicht wirklich, der war in der Kneipe :) Wir brachen am frühen Morgen auf und blieben über Nacht in Broome. So konnte ich auch Sarah wieder treffen und ein wenig Zeit mit ihr verbringen. Am Abend waren wir zu einem BBQ eingeladen. Bei einem echt gut situierten Pärchen. Nebenbei lief australisches football. Interssante Spielweise. Ein Mix aus american football und unserem Fußball. Wenn ich an der Ostküste bin werde ich definitiv ein Livespiel besuchen. Der Abend ging zu neige, der Alkoholpegel erhöhte sich, die Gitarren wurden rausgeholt und der Abend wurde einfach nur genossen. Am nächsten Morgen gingen wir Mädels erstmal auf den Markt, der jeden Samstag und Sonntagvormittag stattfindet. Neben leckereien, wie Honig, Kekse, Hamburger gibt es dort unter anderem Schmuck und verschiedenste Sorten von Cremes zu kaufen. Eine Woche vorher waren Sarah und ich auf dem Markt und kauften uns erstmal einen richtigen australischen Hut. Ich bin so froh dass ich diesen habe, denn die Sonne knallt ganz schön, vor allem wenn man sich den ganzen Tag draußen aufhält und arbeitet. Ich liebe diesen Hut und freue mich jetzt schon, ihn zu Hause als Erinnerung aufzuhängen.

Two Moons- Goojar Gonjol Aboriginal Community





So da war ich nun auf dem Weg, allein in Richtung Cape Leveque, zum Pender Bay. Die Straße ist eine 4wd Strecke. Das heißt, komplett roter Sand auf dem ich fahre. Dieser kann nach 2 Stunden fahrt schon etwas nervig werden. Im Gegensatz zu einer Asphaltierten Straße, wird dieser Sandweg auch WellblechStraße genannt. Manchmal ist es so holperig, dass es einigen Autos schonmal wichtige Schrauben rausgeruckelt haben soll. Naja während meiner Fahrt ging "nur" das Radio zu bruch..... Oh man und da war grad die "die Ärzte" Cd drin. Also musste der Rest des Weges ohne Musik bewältigt werden. Andrew meinte im Vorwege, wenn ich bei "middle lagoon" angekommen bin, soll ich dort nach dem Weg fragen. Nur gut, dass dort niemand Andrew geschweigedenn die Walbasis kennt... Mir kam dann noch ein komischer Typ im Auto entgegen, mit nem Bier in der Hand, sichtlich angetrunken. Ich dachte nur "bitte lass DAS nicht Andrew sein". Ein Glück war er es nicht. Den Weg habe ich auch so gefunden, war gar nicht mal allzu kompleziert. Wie dem auch sei, um ca. 16 Uhr bin ich endlich in meinem neuen Heim angekommen. Wurde als erstes total nett von zwei schottischen Mädels begrüßt. Ich fühlte mich gleich willkommen. Nachdem ich mich ein wenig gesammelt hatte, gab es auch schon bald Abendessen. Am großen Lagerfeuer hatte ich Gelegenheit erstmal alle Mitglieder der Community kennen zu lernen. Von Andrew habe ich ja schon ein wenig berichtet. Er ist der Aborogini, dem diese Community "gehört". Er ist 45 Jahre alt und hat sich hier am Pender Bay ein echtes kleines Paradies geschaffen. Neben der Erforschung der Wale, beherbergt er gelegentlich Kinder aus sozial schwachen Familien. Diese Sache will er aber in den nächsten Jahren vergrößern. Außerdem kommt jedes Jahr zur Trockenzeit Lou zu ihm. Dies ist ein echt netter kleiner Opi, der mit Andrew schon seit seiner Jugend befreundet ist. Er lebt hier die ganze Saison und mit Beginn der Regenzeit fährt er wieder nach Hause, in den Süden Australiens. Damit die Walerforschung auch professionell und repräsentativ abläuft, arbeitet hier immer ein Biologe. Dieser verdient aber nicht wirklich viel Geld. Alexis, ein nettes Mädel aus Schottland, hat gerade ihr Studium beendet und arbeitet derzeit an der Studie weiter. Nach 3 Monaten muss sie in ein Institut in Perth und ihre Arbeit analysieren und auswerten. Volunteere gehen ihr dabei zur Hand. Jeder kann Volunteer werden. Dieser bezahlt $125 die Woche, bekommt dafür Unterkunft, 3 Mahlzeiten und ein wunderschönes neues Zuhause. Jill, ein Rotschopf aus Schottland und ein Pärchen (ca 40 Jahre alt) von der Ostküste übernehmen diesen Job. Ja und ich bin der einzige wwoofer, dass heißt ich bezahle nichts, muss nur körperlich arbeiten. Aber die nächsten Tage darf ich auch mit zum Wale beobachten. :) Mein Lager für diese Nacht ist ein keiner Camper nah am Lagerfeuer. Vor so einem komischen Muhamed wurde ich kurz vor zu Bett gehen noch gewarnt. Keine Ahnung wer das nun ist... KIEKERIKIEEEEEEEEE...... ...Ja und das war Mohamed. Um halb 4 Uhr am Morgen. Oh mein Gott ist dieser Hahn nervig. Und das direkt neben meinem Zelt. Keine Chance weiter zu schlafen. Dieser Hahn hat ein grundlegendes Problem. Lou meint, Mohameds innere Uhr tickt irgendwie anders. Aber auch egal, denn die Arbeit startet eh heute um 7 Uhr. Das heißt, erstmal schön Frühstücken, proviant einpacken und ab zur Klippe fahren. Als erstes erklärte mir Alexis anhand eines kleinen Walmodels, die einzelnen Verhaltensweisen. Danach starteten auch schon die ersten 5 Minuten Wale beobacten. Jeder hat seine eigene Himmelsrichtung, in die er auf dem Ozean ausschau nach Walen halten muss. Sichte ich einen, der beispielsweise 10 km entfernt in Nordosten einen "blow" ausstößt, muss ich dieses notieren. Die meiste Zeit werden die Muttertiere von ihren Kälbern begleitet. Nach 5 Minuten, wird 10 Minuten pausiert. In dieser Zeit dokumentiert Alexis die Ergebnisse in ihrem Computer. Danach geht es wieder weiter. 5 Stunden lang. An diesem ersten Tag habe ich viele viele Wale gesehen mind. 20 an der Zahl. Was jedoch nicht viel ist, denn in der Hochsaion werden zeitweise 80 Stück an einem Tag gesichtet. Die Zahl der Wahle geht von Tag zu Tag zurück, da das Wasser sich mit Beginn der Regenzeit erwärmt und die Wale somit gen Süden ziehen. Um 12 Uhr war dann Feierabend, wir kehrten zurück in unser Camp. Am Nachmittag gingen Andrew, Lou und ich fischen. Nicht mit dem Boot oder ner langweiligen Angel. Nein, richtig mit nem Netz, welches mit einer bestimmten Technik um den Körpergeschlungen und dann mit geschick ins Wasser geworfen wird. Ich habe so meinen ersten Fisch gefangen. Diesen musste ich selbst erlösen, später ausnehmen, schuppen und kochen. Das nenn ich mal ne Erfahrung. Der Fisch war köstlich und ich fiel am Abend tot ins Bett, und vor allem glücklich :) Hier bleib ich länger